Geschichte

Die Geschichte der Seligenstädter Fastnachts-Freunde 1981 e.V. wird hier erzählt in einer Vereins-Chronik verfasst von Willi Millitzer.

Chronik der Seligenstädter Fastnachts-Freunde

Der offizielle Gründungstermin der „Seligenstädter Fastnachts-Freunde“ ist der 15.06.1981. An diesem Tag wurde eine Satzung verabschiedet und ein Vorstand gewählt.  Doch bereits lange zuvor zeichnete sich die Gründung eines neuen Vereins ab. Der Heimatbund Seligenstadt hatte bis zur Gründung der Seligenstädter Fastnachts-Freunde eine „Fastnachtsabteilung“ mit einer stattlichen Anzahl von Aktiven und Büttenrednern. Seit 1972 war Franz Millitzer Leiter dieser Fastnachtsabteilung. Man traf sich in unregelmäßigen Abständen zur Vorbereitung von Veranstaltungen, Sitzungen und Maskenbällen, diskutierte und gab Begebenheiten zum Besten. Jeder, der Interesse hatte, war willkommen. Es gab jedoch keine geregelte Mitgliedschaft oder – außer dem Leiter der Abteilung – eine Vertretung im Vorstand des Heimatbundes. Es war lediglich ein lockerer Zusammenschluss von fastnachtsinteressierten Seligenstädtern. Aufgrund dieses Umstandes war der Vorstand, dessen Vorsitz zu diesem Zeitpunkt der damalige Bürgermeister Willi Brehm hatte, an Vorschlägen, Beschlüssen und Vereinbarungen dieser Gruppierung nicht gebunden. Zudem war man bestrebt, die Gemeinnützigkeit zu erreichen und demzufolge keine Fastnachtsabteilung als offizielles Organ zu führen oder aus steuerrechtlichen Gründen in die Satzung aufzunehmen. Diese Sachlage, mangelndes Interesse des Vorstandes an der Arbeit der „Fastnachtsabteilung“ als auch die Unwilligkeit, Vorschläge der Abteilung umzusetzen, brachte Unmut und Spannungen hervor, die letztendlich zu Überlegungen führten, einen eigenständigen Fastnachtsverein zu gründen. Ein Ansinnen, das zum damaligen Zeitpunkt als „Palastrevolution“ anzusehen war.

Bereits im Januar 1981 trafen sich Klaus Himmelein und Wolfgang Stein, um sich über die Möglichkeit einer Vereinsgründung, dessen Strukturen und Ziele, zu unterhalten. Man war sich darin einig, jede Konfrontation mit dem Heimatbund zu vermeiden und nach einer Gründung sofort die Mitgliedschaft bei der Dachorganisation der Seligenstädter Vereine zu beantragen. Neben der Pflege des fastnachtlichen Brauchtums sollte sich der Verein auch über das ganze Jahr hinweg um gesellige Veranstaltungen bemühen. Bis dahin war es jedoch noch ein langer und „steiniger“ Weg. Weitere Treffen mit einzelnen Mitgliedern der damaligen Fastnachtsabteilung im Partykeller von Klaus Himmelein folgten.

Am 01.06.1981 traf man sich in einem erweiterten Kreis, dem Wolfgang Stein, Jupp Bärtl, Margarete Guth, Moni Höfling, Christel Werner, Theo und Karin Musch, Bruno Winkler, Klaus Himmelein, Richard Biegel, Franz Millitzer, Willi und Michael Millitzer, Klaus Stadtmüller, Felix Rohm, Hermann Biegel und Hans Müller angehörten. Man erstrebte einen Zusammenschluss oder die Bildung einer Interessengemeinschaft für Leute, die mit Herz, Witz und Begeisterung „Sellestädter Fassenacht“ machen wollen. Gründe hierfür gab es reichlich. In Seligenstadt gab es bis dato keinen Zusammenschluss von Fastnachtern. Zwar kannte man die Vereinsfastnacht, die mit viel Erfolg im kleinen Rahmen ausgeübt wurde, jedoch im Wesentlichen nur von wenigen Einzelnen für die Mitglieder dieses Vereins und nicht auf einer breiten Basis oder in einem größeren Kreis von Fastnachtsinteressierten. Man zog die Möglichkeit in Betracht, neue Wege bei der Gestaltung einer Sitzung zu gehen und diese auch auf hohem fastnachtlichen Niveau zu führen. Seligenstädter, die bisher nur in „artfremden“ Vereinen fastnachtlich aktiv waren oder sich einer Mitwirkung beim Heimatbund verweigerten, könnten sich in einem größeren Rahmen verwirklichen. Viele Fastnachter standen damals einer Mitwirkung in der Heimatbundsitzung negativ gegenüber, da sich Vorstand und Elferrat noch überwiegend aus Nichtvereinsvertretern zusammensetzte.

Aus dem Bericht dieser Sitzung kann entnommen werden, dass

Theo Musch und Klaus Himmelein für einen selbständigen Verein plädierten mit dem ausdrücklichen Zusatz, dass dieses Vorhaben nie als eine Konfrontation mit dem Heimatbund angesehen werden möge. Alle Anwesenden wurden nochmals auf ihre Entscheidungsfreiheit hingewiesen. Die Einladung zu dieser Sitzung solle keine Verpflichtung sein. Aufgrund der Anwesenheitsliste wurde einzeln abgefragt, alle stimmten einer Mitarbeit zu. Des Weiteren wurde darüber gesprochen, dass es einem Vortragenden nicht zu verwehren wäre, bei anderen Veranstaltungen aufzutreten. Allerdings mit der Einschränkung, dass Mitglieder des zu gründenden Vereins nicht vor unserer Sitzung ihren Vortrag bei einer anderen Veranstaltung bringen sollten.“

So nahm die Gründung eines eigenständigen Fastnachtsvereins ihren Lauf. Eine Satzung wurde erstellt und man traf sich zur Gründungsversammlung der „Fastnachtfreunde Seligenstadt“ („FFS“) am 15.06.1981 um 20.11 Uhr im Partykeller unter der Ausstellungshalle des Autohauses Millitzer mit 19 Personen, darunter als „Beobachter“ auch drei Mitglieder der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls neu gegründeten Seligenstädter Bürgergarde, Horst Bott, Michael Guth und Werner Ulrich. Nach einer Begrüßung durch Willi Millitzer wurde von Wolfgang Stein jedem der Anwesenden eine Satzung übergeben und vorgelesen.

 Die im Entwurf vorgelegte Satzung wurde einstimmig angenommen. Im Sitzungsprotokoll ist vermerkt:

Das Original der Satzung wurde sodann von allen Gründungsmitgliedern unterschrieben. Um 21 Uhr 31 des 15. Tages im Monat Juni anno 1981 wurde der Verein „Fastnachts-Freunde Seligenstadt“ von Herrn Willi Millitzer als gegründet erklärt“.

Die heute noch existierende Anwesenheitsliste weist die Unterschriften aller Personen auf, darunter auch einige Persönlichkeiten und Fastnachter, die leider nicht mehr unter uns sind. So kann man folgende Namen von oben nach unten entziffern:

Jupp Bärtl, Manfred Kosellek, Karin Musch, Jürgen Taubert, Klaus Himmelein, Franz Millitzer, Theo Musch, Wolfgang Stein, Hermann Biegel, Michael Millitzer, Willi Millitzer, Reinhard Faulhaber, Margarete Guth, Bruno Winkler, Felix Rohm und Heinz Reisert.

Nun ging es Schlag auf Schlag und die praktische Anwendung der noch „ofenfrischen Satzung“ war zu vollziehen. Franz Millitzer wurde durch Zuruf als Wahlleiter ernannt und es wurde bei 16 anwesenden, stimmberechtigten Mitgliedern der erste Vorstand gewählt:

1. Vorsitzender
Willi Millitzer

2. Vorsitzender
Klaus Himmelein

Rechner
Hans Müller (urlaubsbedingt abwesend)                                                       

Schriftführer
Wolfgang Stein

Programmausschuss
Heinz Reisert

Werbe- u. Deko-Ausschuss
Theo Musch

Bewirtschaftungsausschuss
Franz Millitzer

Beisitzer
Bruno Winkler
Hermann Biegel
Jupp Bärtl
Felix Rohm

Damit war um 21 Uhr 55 der gesamte Vorstand gewählt und die Arbeit wurde mit Enthusiasmus und Engagement aufgenommen. Es wurde umgehend am 22.06.1981 eine Pressekonferenz einberufen und der neue Verein vorgestellt. Das Seligenstädter Heimatblatt blieb zwar leer, doch schrieb der zuständige Redakteur Alf Heppner damals treffend und stellvertretend für die übrige Presse in einem Kommentar in der Offenbach-Post vom 24.06.1981:

„Ein neuer Verein hat sich in Seligenstadt gegründet. In einer Szene, in der solche Vereinigungen als sehr wichtig erschienen, ist das sicherlich kein Wunder. In diesem besonderen Falle aber führten spektakuläre Umstände zur Geburt – nun, es gab Querelen im Heimatbund, speziell in dessen Fastnachtsabteilung, und nun haben wir sie, die „Fastnachts-Freunde Seligenstadt“, der erste Verein in der Eintracht, der sich speziell das ganze Jahr über der Fastnacht und der Geselligkeit widmen will. Nun ist diese Vereinsgründung keinesfalls skandalumwittert. Im Gegenteil: Gestandene Männer, gute Bürger dieser Stadt, konnten sich innerhalb der Fastnachtsabteilung nicht einig werden. Sie trennten sich und wollen nun in anderer Form wiederum dem Heimatbund freundschaftlich zugetan sein. Und bei seinem ersten Auftritt vor Vertretern der Öffentlichkeit versicherten die Mitglieder des neuen Vereinsvorstandes, dass sie gutnachbarliche Beziehungen zu allen Vereinen, insbesondere aber auch zum Heimatbund pflegen wollen. Viele von ihnen sind schließlich Einzelmitglieder im Seligenstädter Heimatbund und bekennen sich auch zu diesem.

Der neue Verein stellt seinen Mitgliedern frei bei Veranstaltungen des Heimatbundes mitzuwirken, so dass den Seligenstädtern Fastnachtsfans nicht verloren geht, an das sie seit vielen Jahren gewöhnt sind. Der neue Verein will auch kein eigenes Prinzenpaar küren, das sei Sache des Heimatbundes, sagen die Verantwortlichen. Gewiss erwerben sich die Fastnachtsfreunde mit dieser fairen Haltung viele Freunde. Abgesehen davon wollen sie eine ganz andere Art von Fastnacht machen, wollen neue Wege gehen oder es zumindest versuchen. Ihr Wirken sollte deshalb auch von Seiten des Heimatbundes ganz ohne Groll gesehen werden, und sicherlich ist das auch der Fall. Was auf manchen wie eine Revolte wirkt, kann morgen eine wichtige und wertvolle Bereicherung der herrlichen Seligenstädter Fastnacht sein.“

Bereits am 23.06.81 stellte man den Antrag auf die Aufnahme in die Dachorganisation der Seligenstädter Vereine, die Aufnahme selbst erfolgte erst einige Monate später. Auch blieb dem neuen Verein sein ursprünglicher Name „Fastnachts-Freunde Seligenstadt“ nicht lange erhalten. Die Freiwillige Feuerwehr Seligenstadt teilte uns mit freundlichen Grüßen ihres Wehrführers, Hans Störger, am 28.06.1981 mit:

Wir möchten mit diesem Schreiben darauf hinweisen, dass wir ebenfalls die Abkürzung „FFS“ für Freiwillige Feuerwehr Seligenstadt benutzen. Unsere sämtlichen Geräte sind mit dem Zeichen „FFS“ gezeichnet. Weiterhin wird die Abkürzung „FFS“ im Funkverkehr, sowie bei der Zusammenarbeit im erweiterten Katastrophenschutz verwandt. Wir möchten Sie daher bitten, zu prüfen, ob Sie Ihr „FFS“ ändern könnten, um von Anfang an Verwechslungen auszuschließen“.

Da uns nicht daran gelegen war, den TLF 15 als 11er-Mannschaftswagen zu nutzen, den Funkverkehr unsrer Freiwilligen Feuerwehr zu stören oder die Maßnahmen des Katastrophenschutzes zu beeinträchtigen, haben wir uns umgehend in einer Vorstandssitzung mit der Namensänderung in „Seligenstädter Fastnachts-Freunde“ befasst und die gespiegelte Version, „SFF“, gewählt. Seitdem können Autofahrer nur noch im Rückspiegel den Elferwagen der Fastnachts-Freunde mit einem Feuerwehrfahrzeug verwechseln.

In den folgenden Wochen kam es zum Entwurf unseres Vereinswappens durch Theo Musch mit der auf dem Schriftzug „SFF“ sitzenden Eule als Symbol der Weisheit. Oben auf dem Wappen sitzt die Silhouette unserer Basilika als Zeichen unserer Verbundenheit zu Seligenstadt mit Verzierungen an beiden Seiten, den sog. „Ohren“, in den Fastnachtsfarben rot-weiß-blau-gelb. Der unter Seligenstädtern auch gebräuchlichen Vereinsname „die Lilaane“ ist auf die Vereinsfarbe „Lila“ zurückzuführen. Die Farbidee für unsere Elferjacken und -kappen wurde von Richard Biegel kreiert und anfangs teils heftig diskutiert. Die Mischung aus „Rot“ des Heimatbundes und „Blau“ der TGS ergab nun mal „Lila“ und zeigt somit modern und aufgeschlossen die Nähe zu den bestehenden Fastnachtskooperationen. Die noch im Besitz einzelner Mitglieder befindlichen Elferkappen des Heimatbundes mussten zurückgegeben werden. Klaus Himmelein tat dies mit Humor, indem er in den Innenrand seiner Elferkappe einen Zettel mit folgendem Spruch versteckte:

Oh, du mei‘ liebe Fassnachtskapp, wie ungern geb ich dich doch ab,
doch ein „Höh’rer hat’s bestimmt, der dich von meinem Kopf jetzt nimmt.
Mit dir mei‘ Kapp, hatt‘ ich kei‘ Last, mir zwei ha’m gut zusammgepasst,
weil in vielen frohen Stunden Kapp und Kopf ha’m z’sammgefunden.
Ich wünsch dir einen neuen Kopf, mit ner geraden Stirn,
und wenn er net so will wie du, dann rutsch ihm halt vom Hirn.
E‘ Kapp macht noch kein Narr’n allein, herzlichen Gruß, Klaus Himmelein.

Der spätere Eigentümer der „Kapp“ ist unbekannt und das Original des Verses nicht mehr vorhanden.

Noch im gleichen Jahr folgte eine Reihe von Veranstaltungen, bei denen jeder mit Feuereifer bei der Sache war. Am 01.08.1981 feierte man bei prächtiger Stimmung in einer warmen Sommernacht einen „Wörschtschergrillundbabbelabend“ auf dem Gelände des Wanderclubs „Edelweiß“, zu dem auch Bürgermeister Willi Brehm und unser Freund und Stadtrat Maurice Sollerè aus unserer Partnergemeinde Triel erschienen waren. Das Bier war an diesem Abend, wie zuvor in der Einladung angekündigt, warm. Zu später Stunde gab es noch eine Lampion-Polonaise quer durch das Edelweiß-Gelände. Bemerkenswert noch die damaligen Preise mit 1,00 DM für das Glas Bier und 1,80 DM für ein Würstchen, die sich heute mehr als verdoppelt haben.

Am 24.10.1981 fand im voll besetzten Leinreiterhaus ein uriges Oktoberfest mit Weißwurst, Haxen, Rettich und Brezeln statt. Einlass hatten nur Landsleute, die sich auch außerhalb durch das Tragen bayrischer Kleidung oder sonstiger Gegenstände, wie Trachtenanzug, Dirndl, Lederhosen, weiß-blaue Schnürsenkel oder Schnupftücher, Gamsbart, Kropf etc., zum Freistaat bekennen. Natürlich durften allerlei „bayrische“ Unterhaltungsspiele nicht fehlen.

Es folgte die Eröffnung der 1. Fastnachtskampagne am 13.11.1981 im Pfarrsaal in der Jakobstraße mit der Amtseinführung unseres ersten Präsidenten Heinz Reisert durch unsere Altkarnevalisten und „Schutzpatrone“ Seppl Biegel und Rudi Heck. Mit Waage und Bandmaß vermessen, wurde er als nicht zu leicht empfunden und ihm in feierlicher Zeremonie die Präsidentenkette übergeben. Ein umfangreiches Sitzungs-Programm mit Büttenrednern, u.a. Lenchen Baier, Margarete Guth, Kirstin Knecht, Heinz Schreiner, Klaus Stadtmüller, Richard Biegel, Jürgen Kraft und Heinz Bertsch, wurde unter der Begleitung des Duos Kress geboten. Es tanzte das Ballett von Änne Meyer-Blumör und Prinz Hermann I. (Ruppel) mit Prinzessin Ute (Kopetz) wurden verabschiedet. Man nahm an diesem Abend bereits das 99., 100. und 101. Mitglied auf. Im Jahr 1986 stieg die Zahl der Mitglieder auf über 200 und im Jahr 1996 auf über 300 an.

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Am 03.01.82 traf man sich zum ersten Neujahrsfrühschoppen, der in den folgenden Jahren bis heute als „Neujahrsempfang“ am ersten Sonntag nach Dreikönig bestand hat.

Es folgte am 31.01.82 die erste Kinderfastnacht und am 12.02.82 die erste Galasitzung der Seligenstädter Fastnachts-Freunde im alten Riesensaal. Bis dato nutzten nur der Heimatbund und die Frauen der KFD den Riesensaal für Sitzungen. Die beiden Sportvereine, „Sportvereinigung“ und „Sportfreunde“, veranstalteten noch regelmäßig Maskenbälle an einem Wochenende.

Die Vorbereitung und Durchführung der ersten Galasitzung war mit Schwierigkeiten verbunden, zumal von „oberster Stelle“ aus Einfluss auf die Mitwirkung einzelner Personen genommen wurde. Der Auftritt der „Roten Brunnespatzen“ fiel deshalb in diesem Jahr umständehalber aus. Auch ein zweiter Sitzungstermin an einem Donnerstag, dem 18.02.82 kam erst zustande, nachdem man schriftlich beim Magistrat der Stadt darum gebeten hatte. Die Karten für beide Sitzungen mussten wegen der starken Nachfrage auf 3 Stück pro Mitglied begrenzt werden. Trotzdem entstand ein „fülliges“ Programm, an dem als Vortragende Lenchen Bayer, mit einem Zwiegespräch Klaus Stadtmüller und Michael Millitzer, Kettel Scherer mit Seppl Biegel als „verhinderter Prinz“, die Tanzgruppe des 1. KTC Bornheim, der Reuter-Chor mit seinem Western-Saloon, Willi Millitzer als „Gerüchtekoch“, Hubert Reuter als „Fastnachtsproduzent“ und die zwei „Mamelucken-Weiber“ Christel Werner und Moni Löser beteiligt waren. Doch das war zunächst nur die erste Hälfte. Es folgten in der zweiten Halbzeit „Die Freunde“ mit ihrem „Hausbau“, Pfarrer Norbert Eisert als „Lehrer Lämpel“, die „Hohler Käth“ Jürgen Kraft, ein Ballett der Tanzgruppe Änne Meyer-Blumör, der „Sträfling“ Klaus Himmelein, Heinz Bertsch als „Ein Voller“, Karlheinz Förster als „Doof Nuß“, das Männerballett mit Bruno Winkler und zum Finale der „Ententanz“ der Gruppe „Fia“ gemeinsam mit dem Elferrat. Über das zeitliche Ende der Sitzung sind keine Aufzeichnungen vorhanden. Es wird nur berichtet, dass zwei Vortragende aufgrund der Überlänge des Programms freiwillig auf ihre Teilnahme bei der 2. Sitzung verzichtet hätten. 

Saisonstart, Neujahrsempfang, Kindermaskenball und die beiden Galasitzungen sind bis heute feste Bestandteile im jährlichen Ablauf der Seligenstädter Fastnachts-Freunde.

Am 17.07.82 feierte man erfolgreich das erste große Fest auf dem ehemaligen „Bubenschulhof“ der Hans-Memling-Schule oder auch „Maaschul“ genannt. Der erstmals für ein Fest genutzte Platz unter dem „Mädchenschulhof“ neben der Basilika wurde in den folgenden Jahren ständige Heimat des stets im Juli wiederkehrenden „Bubenschulhoffestes“. Nach dieser Veranstaltung übergab man aus dem Erlös eine Spende von 1.200 DM an die Seligenstädter Kindergärten und wäre froh, wenn man auch heute noch nach einer Festveranstaltung eine Spende in dieser Höhe machen könnte.

Zur 1. Jahreshauptversammlung am 30.04.82 stellte Mitglied Winfried Zahn den schriftlichen Antrag auf eine „Gründung oder Planung einer Tanz- und Sportgruppe“ und in den beiden Galasitzungen 1983 kam es bereits zum ersten Auftritt einer eigenen Gardetanzgruppe. Seitdem erfuhr unsere Tanzgarde eine stetige Entwicklung. Der Garde- und Schautanzsport sowie die Jugendarbeit sind ein wesentliches Standbein der Seligenstädter Fastnachts-Freunde geworden.

Eine schwere und bittere Stunde hatten die Fastnachts-Freunde zu verzeichnen, als während der ersten Galasitzung am 04.02.1983 die Nachricht eintraf, dass ihr aktiver Mitstreiter und Gründer, Klaus Himmelein, im karnevalistischen Geschehen weithin als „Himmelhund“ bekannt geworden, nach langer Krankheit im Alter von 43 Jahren verstorben ist. Praktisch als Kopf unserer noch recht jungen närrischen Gemeinschaft hinterließ er eine große Lücke. Ihm zu Ehren wurde der „Klaus-Himmelein-Orden“ geschaffen, der für hervorragende karnevalistische Leistungen auf den Bühnen der Kernstadt verliehen wird. An seinem 4. Todestag wurde in einem Gedenkgottesdienst in der Basilika durch Herrn Pfarrer Blau eine neu geschaffene Vereins-Standarte mit dem Vereinswappen und dem Wappen unserer Tanzgarde geweiht, die unsere damaligen Senatoren Heinrich Beyke, Seppl Biegel, Otto Böhm, Rudi Heck, Franz Millitzer und Felix Rohm gestiftet hatten.

Noch im Jahr 1983 begann man mit dem Aus- und Umbau des Vereinsheims am Freihofplatz 3 zu einem großen Sitzungs- und Übungsraum. Präsident Heinz Reisert stellte uns mehrere Zimmer von insgesamt 50 m² zur Verfügung, die in Eigeninitiative zu einem einzigen Raum ausgebaut, neu gestaltet und mit einer Toilettenanlage versehen wurden. Bereits gegen Ende des Jahres konnte man die neuen Räumlichkeiten für Versammlungen und Proben unserer Tanzgarde nutzen.

Weitere Baumaßnahmen wurden in den kommenden Jahren in Angriff genommen. Nach dem Ankauf eines Untergestells für den Aufbau eines „festen“ Komiteewagens, der Restaurierung eines eigenen Oldtimer-Traktors IHC aus dem Jahr 1961 und der Anschaffung eines Senatorenwagens für die Rosenmontagsumzüge wurden Unterstellmöglichkeiten gesucht. Man entschloss sich zum Bau einer eigenen Wagenhalle von zunächst 12m x 6m auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses Millitzer und konnte zum Gründungsfest 1988 das Richtfest begehen. Bald wurden die Ausmaße der Halle zu klein, so dass 1991 zwei weitere Felder hinzugefügt und die Halle auf eine Gesamtlänge von 18m erweitert wurde. Nach dem Verkauf des Autohauses Millitzer im Jahr 2000 musste die Wagenhalle abgebaut werden. Die Pfosten und Nagelbinder wurden zwischengelagert und mit Hilfe der Stadt Seligenstadt wurde uns auf dem Gelände der ehemaligen Fritz-Kraus-Halle neben dem Bahndamm (sog. „Lochwiese“) ein Platz zum Wiederaufbau der Halle zur Verfügung gestellt, der teils unter Verwendung neuer Bauteile mit Hilfe des THW im Jahr 2001 durchgeführt wurde. Die endgültige Fertigstellung erfolgte im Jahr 2002.

Am 12.11.1994 gab es den ersten Präsidentenwechsel. Heinz Reisert übergab zum Saisonauftakt nach 13 Jahren in einem feierlichen Spektakel sein Amt an Hajo Weiermann, der wiederum 11 Jahre als Sitzungspräsident fungierte. Beide waren ausgezeichnete Fastnachter, mit Schlagfertigkeit und Mutterwitz versehen, die den Verein würdig und humorvoll repräsentierten.

Das 22. Vereinsjahr begann am 12.01.2003 nach dem Gottesdienst in der Basilika mit einem Neujahrsempfang in historischer Umgebung, im Weinkeller der ehemaligen Abtei. Es folgten glanzvolle Galasitzungen und erstmals ein Oldie-Maskenball im Riesen mit einer brasilianischen Samba-Show als Einlage.

Auch das Engagement für die Gemeinschaft der Seligenstädter Vereine und unsere Heimatstadt kam nie zu kurz. Die Fastnachts-Freunde beteiligten sich außer an den Rosenmontagsumzügen auch an Umzügen des Geleitsfestes sowie an Besuchen unsrer Partnerstädte Triel sur Seine und Wessem/Heel; Freunde wurden gewonnen und schöne Erinnerungen mitgebracht. In den nun 25 Jahren ihres Bestehens sind die Fastnachts-Freunde das geworden, was einst Alf Heppner nach der Vereinsgründung in seiner Glosse beschrieb, eine wichtige und wertvolle Bereicherung der Seligenstädter Fastnacht.

 
Willi Millitzer